Lanzarotes Wasserversorgung
Wasser besitzt seit jeher auf Lanzarote einen besonderen Wert. Minimale Niederschläge (unter 200 mm pro Quadratmeter und Jahr), lange Trockenperioden und keine nennenswerten Grundwasservorkommen haben schon in der Vergangenheit den Bewohnern der Insel kreative Lösungen zur Wasserspeicherung abverlangt. So wurde Regenwasser an Hängen auf großen befestigten Flächen, sogenannten Acogidas, gesammelt und in Zisternen (Ajibes) bei den Häusern gelagert. Etwa ein Viertel des Trinkwasserbedarfs konnte noch in den 1950er Jahren Wasser führenden Stollen im Famara-Gebirge entnommen werden. Sinkende Grundwasserstände und nachdrückendes Meerwasser haben im Lauf der Zeit zu einer Verbrackung des Grundwassers geführt, sodass heute nur noch einer von sieben Stollen genutzt werden kann.
Der aufkommende Tourismus stellte und stellt die Versorgung mit Trinkwasser vor neue Probleme. Im Durchschnitt verbraucht ein Tourist auf den Kanaren pro Tag fast doppelt so viel Wasser wie ein Einheimischer. Zeitweise musste Wasser regelmäßig mit Tankschiffen von den Nachbarinseln Gran Canaria und Teneriffa eingeführt werden. Für eine Entspannung der Situation sorgt seit 1965 die Meerwasserentsalzungsanlage in Arrecife. Zwischenzeitlich immer wieder erweitert, deckt sie rund 85 % des Wasserbedarfs der Insel, wobei auch heute noch nicht in allen Orten rund um die Uhr Wasser aus dem Hahn fließt. In den großen Städten und den Ferienorten ist die Versorgung aber sicher. Weitere lokale Entsalzungsanlagen gibt es in Costa Teguise, im Sporthotel La Santa und in Puerto del Carmen.
Die Herstellung von Trinkwasser aus Meerwasser erfordert einen hohen Energieeinsatz und ist unter ökologischen Gesichtspunkten durchaus zweifelhaft. So verbraucht die Anlage bei Arrecife rund 300.000 kWh am Tag, die durch ein Ölkraftwerk bereitgestellt werden. Versuche, den Energiebedarf durch Wind- und Sonnenenergie zu decken, können getrost als zaghaft beschrieben werden.
Das durch Entsalzung gewonnene Wasser gilt als trinkbar. Die chemische Behandlung zur Anpassung von ph-Wert und zur Desinfektion beeinträchtigt aber zumindest den Geschmack. Es empfiehlt sich, dem Beispiel der Einheimischen zu folgen und Wasser in großen Kanistern zu kaufen. Diese erhält man in Supermärkten, manchmal auch in Bars und Restaurants. Fragen Sie nach »agua en bidones«. In der Regel handelt es sich bei diesen 5 bis 8-Liter-Kanistern um stilles Wasser (»sin gas«).